Sexarbeit als Weg der sexuellen Befreiung
Am 18. August 2013 habe ich auf der #HäkelKon / #QueerKon in Dresden einen Vortrag zum Thema „Sexarbeit als Weg der sexuellen Befreiung“ gehalten. Dieser wurde von @RiloKiley1 gestreamt und mitgeschnitten und ist inzwischen auf Youtube verfügbar. Da man im Originalvideo wegen des Sonnenlichts die Folien kaum erkennen kann, hat mir @hiro2323 [Website] freundlicherweise ein neues Video angefertigt, bei dem das Audio über die Folien geschnitten ist. Dafür danke ich ihm, denn in der Form kann ich das Ganze jetzt auch in meinem Blog anbieten. Zu danken ist auch den Veranstaltern der Konferenz, insbesondere @Alessterix, die eine phantastische Referentenbetreuung gemacht hat.
Sexarbeit als Weg der sexuellen Befreiung
https://www.youtube.com/watch?v=dl4ejMQA2lI
- Video zum Download [172,4 MB]
- Folien zum Download [542,7 kB]
Anerkennung der Arbeit
Einen wichtigen Punkt hatte ich im Vortrag vergessen und möchte ich daher hier noch anbringen: Zur Anerkennung von Prostitution als Arbeit gehört auch, hier dieselben Maßstäbe anzusetzen, wie an Arbeit in anderen Branchen auch. Sexarbeiter haben, so bescheuert es klingt, ein Recht darauf, wegen des Geldes oder aus finanzieller Not anzuschaffen. Selbst wenn sie nicht in ihrer Arbeit aufgehen und die Prostitution nicht ihrer Selbstverwirklichung dient, ist es immer noch Arbeit. In anderen Branchen ist es üblich wegen des Geldes und ohne Aussicht auf Selbstverwirklichung zu arbeiten, denn in unserer kapitalistischen Gesellschaft ist leider jeder Mensch darauf angewiesen, sich seinen Lebensunterhalt durch Erwerbsarbeit verdienen zu müssen. Das ist traurig und ein BGE oder Mindestlohn könnten unser aller Lebensqualität deutlich verbessern. Aber eine solche Kapitalismuskritik muß allgemeingültig bleiben und darf nicht zum Zwecke der Diskreditierung der Sexarbeit allein gegen diese Branche vorgebracht werden.
Sexarbeit unter dem Blickwinkel der Arbeit und also auch des Arbeitsrechts zu betrachten, ist die Grundlage dafür, tatsächliche Ausbeutung von vermeintlicher Ausbeutung zu unterscheiden, Opfern zu helfen und denen, die keine Opfer sind, den Rücken im Kampf um Anerkennung zu stärken. Sexarbeiter sind nicht pauschal Opfer. Betreiber, Vermieter und Kunden sind nicht pauschal Täter. Und Sex gegen Geld anzubieten, ist nicht pauschal Ausbeutung. Es ist wichtig für unser Empowerment als Sexarbeiter, an dieser Stelle zu differenzieren!
Weiterführend
Im Vortrag verweise ich auch auf @sonjdols Vortrag „Politiken gegen Menschenhandel„, der ebenfalls auf Youtube zu finden ist. Sonja betreibt auch das Blog „menschenhandel heute„, das viele aufklärende Artikel zum Thema enthält.
9. September 2013 um 14:47
Liebe Courtisane
ich habe mir den Stream angeschaut. Mir ist einiges sauer aufgestossen. Ich habe keine Probleme damit, dass sich Frauen prostituieren möchten, dies auch freiwillig tun. Ich glaub ich Dir auch sofort, dass du es aus Spass machst. Aber Du machst Sex gegen Geld. Jedoch: Du verkaufst es als sexuelle Befreiung und stellst in deinem Stream ein Bild der Frau dar, das mindestens 30 Jahre oder älter ist.
Wenn Du etwas zum Thema sexuelle Befreiung erzählen willst, tu das. Aber bring Prostitution nicht mit sexueller Befreiung in Zusammenhang. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
15. September 2013 um 12:20
Doch, genau das tue ich aber und ich lasse es mir auch nicht verbieten, weil es meine Meinung ist. Es ist m.E. auch überhaupt nicht abwegig, zu behaupten, dass Sexarbeit und sexuelle Befreiung Hand in Hand gehen können. Natürlich bedingen sie sich nicht gegenseitig: Ich sage nicht, eine Frau kann nur dann sexuell befreit sein, wenn sie sich prostituiert. Das wäre Unsinn. Ich sage: Sexarbeit kann eine Möglichkeit der sexuellen Befreiung sein, weil sie mit einigen hergebrachten weiblichen Rollenbildern radikal bricht. Die Rolle der Sexarbeiterin ist nicht die der passiven, sexuell enthaltsamen, finanziell abhängigen Frau. Das wirft für Frauen, die sich selbst als sexuell aktive Wesen in einer Welt wahrnehmen, die die sexuelle Aktivität der Frau zu unterdrücken versucht, durchaus befreiende Handlungsspielräume auf. Es ist, das behaupte ich, legitim, wenn Frauen sich dafür entscheiden, diese Freiräume für sich zu erobern, indem sie als Sexarbeiterinnen tätig sind.
30. Oktober 2013 um 22:02
Warum steht hier eigentlich nichts zum Gegenaufruf gegen die EMMA-Kampagne, die Du ja mit unterstützt? Das ist doch ein wichtiger, aktueller Konflikt, oder?
30. Oktober 2013 um 23:54
Ich habe den Gegenappell in nächtlicher Kleinarbeit mit-verfaßt und damit für seine Existenz gesorgt. Ich bin zeitlich einfach noch nicht dazu gekommen, dazu auch noch zu bloggen. Aber ja, das ist wichtig und ich habe es vor.
http://sexwork-deutschland.de/Prostituierten-Vereinigung/Aktuelles/Eintrage/2013/10/29_Appell_fur_Prostitution.html
15. Februar 2014 um 22:28
Hi!
Der Link zum Video ist falsch benannt und führt nur zu den Folien. Die Endung von .pdf muss auf .mp4 geändert werden.
21. Februar 2014 um 11:53
Tatsache. Jetzt hängt die richtige Endung dran. Danke für den Hinweis.