Schweden vor der Webcam

Offenbar sind nun auch Schwedische Finanzbeamte auf den Geschmack gekommen. Unter Anleitung von Dag Hardyson sucht eine ganze Projektgruppe von ihnen inzwischen manuell nach Girls, die sich gegen Geld vor der Webcam rekeln. Denn das Cybersex-Geschäft boomt offenbar auch in Schweden und natürlich möchte der Staat nicht ganz leer ausgehen, wenn tabulose Mädels online ihre Hüllen für den zahlenden Voyeur fallen lassen. Gerade diese dürften aber wenig Interesse daran haben, ihr unanständiges Hobby steuerlich anzumelden. Immerhin ist Prostitution (wenn wohl auch nicht direkt Cybersex) in Schweden verboten. Wenn man bedenkt, wie schwierig es auch hier in Deutschland ist, wo Prostitution erlaubt ist, als Prostituierte seine Steuern korrekt und auf ehrliche Weise abzuführen, dann kann man die Schwedischen Kolleginnen aber auch irgendwie verstehen. Mal ganz abgesehen von der gesellschaftlichen Ächtung, die es noch immer nach sich zieht, sich offiziell zur Prostitution zu bekennen.

Ansonsten ist es aber eine Wonne sich vorzustellen, wie die Schwedischen Finanzbeamten in ihren grauen Anzügen und Krawatten sabbernd vor ihren PCs hocken, um den Camgirls ihre Geheimnisse zu entlocken. Ob das von Schwedischen Steuergeldern finanziert wird?

Quelle: BBC: Sweden targets strippers for tax


 
 
 

2 Kommentare zu “Schweden vor der Webcam”

  1. Robert
    18. Oktober 2010 um 02:13

    Häh? Man kann doch keine Steuern auf was illegales zahlen, dass ist ja noch unmoralischer, als etwas illegales zu tun (und in dem Fall ist es dort falsch, weil verboten). Die können ja auch nicht Steuern bei Koksdealern nehmen, um in ihrer eigenen Logik zu bleiben.

    Inwiefern ist es schwierig hier in Deutschland Steuern dafür zu zahlen? Ich kann mir gut vorstellen, dass es da sehr sehr viel Schwarzarbeit gibt. Wo ist das Problem? Ich selbst war beim Finanzamt keine halbe Stunde und schon war ich angemeldet in meiner Tätigkeit…

    Gruß!

  2. carmen
    18. Oktober 2010 um 10:28

    Genau das ist das Problem, man kann keine Steuern für etwas zahlen, das illegal ist. Wenn aber unklar ist, ob Cybersex in Schweden illegal ist, dann meldet man sich aber auch nicht damit an. Erstens besteht die Gefahr, dass man sich dann zu etwas illegalem bekannt hat und dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Zweitens – und das sagst du selbst – ist immer noch ein großteil der Gesellschaft der Meinung, dass sich Prostitution nicht gehört (warum auch immer). Eine Frau, die sich in einer solchen Gesellschaft zur Prostitution bekennt, muß Repressalien fürchten, selbst wenn sie legal wäre. Deutsche Sexarbeiter kennen das Phänomen.

    Und der Grund, weshalb es in Deutschland schwer ist, als Sexarbeiter korrekt Steuern zu zahlen, ist der, dass du als Sexarbeiterin nicht genau weißt, wie du dich anmelden sollst. Arbeitest du selbstständig oder bist du in einer Art Angestelltenverhältnis und muß dein Arbeitgeber dich anmelden? Bist du Künstler oder Gewerbetreibender? Man kann ja nicht mal Rechnungen stellen.

    Es gibt eben nicht „die Prostitution“, sondern verschiedene Varianten von Sexarbeit und es ist nicht klar geregelt, für welche Form welche Gesetze gelten. Insofern kann es sein, dass du dich steuerlich irgendwie selbstständig angemeldet hast und dir die Sittenwächter aber dann erzählen, du hättest in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet. Dann machen sie deinem „Arbeitgeber“ den Club wegen Steuerhinterziehung zu und stellen ihn wegen Zuhälterei vor Gericht (s. Pussyclub). Es gibt da einfach nach wie vor viele Grauzonen. Dazu kommt dann noch der gesellschaftliche Druck, der auf legal gemeldete Prostituierte ausgeübt wird, z.B. der Fakt, dass dein Klarname ggf. in einer Gewerbedatei veröffentlicht wird, dass dich keine Krankenkasse nimmt, etc. pp. Da ist einfach nach wie vor viel Bedarf an entspannterem Umgang.

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